Vorzeige-Kapitän Florian Ondruschka sagt Goodbye.
Kapitän Florian Ondruschka verlässt die Selber Wölfe nach dem Klassenerhalt in der DEL2 und beendet seine aktive Eishockey-Karriere. In einem Interview blickt er auf seine Zeit in Selb zurück.
Ein absoluter Schlüsselspieler – auf und neben dem Eis
Der 34-jährige Verteidiger galt sowohl sportlich als auch menschlich als Vorbild. In den vergangenen Jahren zählte Ondruschka zu den entscheidenden Leistungsträgern und war maßgeblich mitverantwortlich für den Aufstieg und den Klassenerhalt. Sowohl auf als auch neben dem Eis war er für das Team ein echter Leader und brachte mit seiner souveränen Art Ruhe und Disziplin in die Kabine. Als „echter Selber“ fehlte es ihm nie an Fitness und Leidenschaft. Doch nun ist es Zeit, die Schlittschuhe an den Nagel zu hängen.
Thomas Manzei:
„Florian war für uns seit seiner Rückkehr ein absoluter Schlüsselspieler und hat die Erwartungen, die wir in ihn gesetzt hatten, nicht nur erfüllt, sondern deutlich übererfüllt. Leider – für uns jedoch absolut nachvollziehbar – hat er nun seine Spielerkarriere beendet.“
Leicht gemacht hat sich Florian Ondruschka die Entscheidung sicher nicht. Schon länger beschäftigte ihn der Gedanke, seine Prioritäten neu zu ordnen und beruflich neue Wege einzuschlagen:
„Ich habe schon im September 2021 Thomas Manzei darüber informiert, dass diese Saison sehr wahrscheinlich meine letzte als aktiver Spieler sein würde. Den endgültigen Entschluss habe ich dann im Januar 2022 gefasst.“
Dieser Sport prägt in vielerlei Hinsicht
Jeder Eishockey-Profi kommt früher oder später an den Punkt, an dem er sich die Frage stellt: Wie geht es nach der aktiven Sportkarriere weiter? Dieser und weitere Gründe waren für Florian Ondruschka ausschlaggebende Punkte, die Karriere genau an diesem Punkt zu beenden:
„Zum einen möchte ich jetzt den Sprung in einen ´normalen´ Beruf vollziehen. Denn mir ist bewusst, dass dieser Schritt Immer schwieriger wird, je mehr Zeit vergeht. Zum anderen sind wir im Vorjahr Meister geworden, haben den ersehnten Aufstieg geschafft. Und ich durfte mit einem Heimspiel vor fast 3.000 Zuschauern und einem Sieg gegen Bayreuth abtreten. Besser geht es nicht.“
Leicht falle ihm der Abschied keinesfalls – ein ordentlicher Wermutstropfen sei schon dabei. Kein Wunder, wenn man bedenkt, dass er – wie die meisten Profis – diesen Sport von Kindesbeinen an und mit großer Leidenschaft gelebt hat. Dabei sei es zunächst gar nicht der Plan gewesen, Eishockey-Spieler zu werden.
„Meine Eltern haben mich mit vier oder fünf Jahren zum Eishockey geschickt, damit ich Schlittschuhlaufen lerne. Anscheinend hat mir Eishockey dann eine Menge Spaß gemacht und Talent hatte ich auch – also bin ich dabeigeblieben.“
Und das war eine gute Entscheidung, denn Eishockey ist mehr als ein Sport – es ist vielmehr eine Schule fürs Leben, was auch Florian Ondruschka bestätigen kann:
„Ich durfte so viele tolle Erfahrungen sammeln und besondere Menschen kennenlernen. Dieser Sport hat mich in vielerlei Hinsicht geprägt. Man lernt unheimlich viel. Das Umgehen mit Erfolg und Misserfolg beispielsweise. Zudem hatte ich Trainer aus aller Herren Länder, darunter einige wirkliche Persönlichkeiten. Da kann man sich sehr viel abschauen, nicht nur auf sportlicher Ebene. Es war eine wahnsinnig tolle Zeit, mit vielen extremen Situationen – positiv wie negativ. Unglaublich hart, aber auch unglaublich schön.“
Zeit für ein neues Kapitel
In der Tat gibt es einige Ereignisse, die dem Kapitän in Erinnerung bleiben werden:
„Es gab viele schöne Erlebnisse, insbesondere der Titelgewinn vergangenes Jahr. Aber auch die WM-Teilnahme 2012 oder das Länderspiel in Selb. Natürlich waren da auch Rückschläge und Misserfolge, beispielsweise das verlorene Halbfinale gegen Deggendorf oder das verlorene Finale gegen Mannheim. Aber das gehört im Sport leider auch dazu.“
Nun wird es Zeit, neue Kapitel aufzuschlagen und neue Ziele anzupacken – nicht nur in beruflicher Hinsicht. Auch die körperliche Fitness soll erhalten bleiben:
„Ich werde Bergsteigen, Skifahren, Laufen, etwas Krafttraining machen – ich möchte fit bleiben und mich um meine Familie kümmern. Da ich BWL studiert habe, werde ich in dieser Richtung nun beruflich Fuß fassen.“
Auch nach seiner aktiven Karriere will Florian Ondruschka weiterverfolgen, wie sich Verein und GmbH die nächsten Jahre entwickeln werden:
„Ich wünsche dem Club alles Gute für die Zukunft, insbesondere den Selber Jungs drücke ich die Daumen.“
Er wird eine Lücke hinterlassen
Thomas Manzei findet zum Abschied dankende Worte:
„Florian war über Jahre der Kapitän der Mannschaft, was er auf und auch neben dem Eis vorbildlich verkörperte. Er hat sie geführt und auch mal meinungsstark vertreten. Wir werden ihn im Kreise der Mannschaft sehr vermissen. Flo wird eine Lücke reißen und uns fehlen, das steht definitiv fest. Nicht zu vergessen ist, dass er in seiner aktiven Zeit bereits seit längerem im Nachwuchs unterstützt und da erfolgreich Traineraufgaben übernommen hat.“
Ob Ondruschka auch in Zukunft noch eine Rolle im Verein spielen könnte, darüber gibt es noch keine endgültige Entscheidung, doch Thomas Manzei lässt hoffen:
„Wir wünschen uns, ihn für eine Funktion im Rahmen des Selber Eishockeys gewinnen zu können und haben uns darauf verständigt, im Laufe des Sommers zusammen zu setzen und darüber zu sprechen. Auch wenn klar ist, dass seine Spielerkarriere beendet ist, hoffen wir, Florian bleibt uns erhalten – in welcher Funktion auch immer.“
Der VER Selb dankt Florian Ondruschka für seinen jahrelangen, engagierten Einsatz und wünscht ihm für seine Zukunft alles Gute.
Bilder: Mario Wiedel